Als eine der erfolgreichsten Marketing-Maßnahmen im E-Commerce erfreut sich das Affiliate Marketing großer Beliebtheit. Dieses Provisionsgeschäft entspricht nach dem Bundesverband Digitale Wirtschaft etwa jedem sechsten umgesetzten Euro im Online-Handel. Die Aussicht auf Geldverdienst lockt auch Betrüger an. Ihre immer ausgeklügelteren Methoden lassen sich unter dem Begriff Affiliate Fraud zusammenfassen. Von E-Mail-Spam über Click Farms bis hin zum Cookie Stuffing reichen die Maßnahmen. Erfahren Sie hier, welche Techniken Betrüger zum Affiliate Fraud anwenden und welche Gegenmaßnahmen möglich sind.

Fraud im Affiliate Marketing: Geschichte und Überblick

Affiliate Marketing folgt der Vermittlungsprovision. Zwei Teilnehmer (genannt Affiliates) werden hierbei meist über Affiliate-Netzwerke oder ASPs (Affiliate Service Provider) zusammengeführt. Typischerweise ist einer der Affiliates ein Betreiber einer Webseite und fungiert als Vermittler zwischen Händlern und potenziellen Kunden.

Über die Jahre haben immer wieder Affiliates versucht, die Vermittlerprovision ohne tatsächliche Leistung oder Vermittlung zu kassieren. Ein prominenter Fall kam 2013 im Zusammenhang mit dem Auktionshaus eBay ans Tageslicht. Hier wurden zwei der stärksten Affiliates eBays verurteilt, da sie Provisionen für Vermittlungen einnahmen, zu denen sie nichts beitrugen.

Die beiden Affiliates Shawn Hogan und Brian Dunning konnten mit dem Affiliate-Programm des Auktionshauses 35 Millionen US-Dollar einnehmen. Etwa 15 Prozent des jährlichen Affiliate Budgets entfiel alleine auf Hogan, der grundsätzlich schon seit 1999 am Programm beteiligt war (Dunning seit 2000). Erfolgreich wurden die beiden ab etwa 2006. Seitdem versuchte eBay selbst hinter die Methoden der erfolgreichen Affiliates zu kommen. Mit Hilfe der Falle „Trip-Wire“ kamen die Methoden ans Tageslicht. Es stellte sich dabei heraus, dass etwa 99 Prozent des Traffics gar nicht mit den beiden Affiliates im Zusammenhang stand. Hogan und Dunning installierten Cookies in den Browsern zahlreicher Nutzer, um die Verkaufsprovisionen einzunehmen, die ihnen nicht zustanden. Sie bedienten sich dabei einer der vielen Methoden des Affiliate-Frauds: dem so genannten Cookie-Stuffing. Diese Methode steht für die künstliche Klick-Erzeugung, ohne aktive Handlung der Nutzer, um Cookies setzen zu können.

Fraud im Affiliate Marketing: Methoden und Techniken des Betrugs

Click Farms: künstliche Klick-Erzeugung

Das künstliche Erzeugen von Klicks ist eine weit verbreitete Methode des Affiliate Frauds. Ohne aktive Handlung des Nutzers werden die Klicks künstlich vorgetäuscht. Der Nutzer setzt die Cookies nicht durch eigene Handlungen selbst. Normalerweise werden bei Affiliate Marketing die Cookies erst dann inklusive eines Codes gesetzt, sobald der Nutzer dem Affiliate-Link tatsächlich folgt. Die künstliche Klickerzeugung setzt auf Programme oder HTML-Tags, durch welche die Cookies erzeugt werden. Affiliates profitieren hierbei, da ihnen Klicks oder Sales zugeschrieben werden, auch wenn der Nutzer nicht reagiert hat.

Gefakte Kundendaten

Im Bereich der Leadgenerierung, also der Sammlung wertvoller Kundendaten (Leads) spielen Fake-Kundendaten eine wichtige Rolle. Affiliates arbeiten hierbei mit gefälschten oder erfundenen Kundendaten. Manche Werbepartner übernehmen die gefakten Daten, ohne dabei einen Datenabgleich vorzunehmen. Affiliate Fraudster profitieren somit vom Verkauf der Fake Leads, ohne tatsächliche Leadgenerierung vorzunehmen.

E-Mail-Spam

Spam-E-Mails sind einer der Klassiker im Affiliate-Marketing. Häufig werden sie von Spam-Filtern ausgesondert, doch werden sie in manchen Fällen von den Empfängern gelesen. Es kann sich um gefälschte oder irreführende E-Mails handeln. In manchen Fällen sind die E-Mails mit betrügerischen Links versehen. Zweck dieser Art von E-Mail-Spam ist es, Empfänger zu einem Besuch auf einer Betrugs-Webseite zu leiten. Bereits das Anklicken der Links kann Schaden anrichten.

Brand Bidding und Ad Hijacking

Das Brand Bidding ist eine Methode, bei der bestimmte Marken Keywords der Werbenden besetzt werden. Oft sind sie mit weiteren Keywords wie „Rabatt“ oder „Sonderangebot“ versehen. Auf diese Weise locken Affiliates Besucher-Traffic auf ihre Portale. Dort generieren sie Sales für die Werbenden. Eine besonders problematische Variante ist das Ad Hijacking.

Hier bauen Affiliates ganze Werbeanzeigen der Marken oder Unternehmen nach und schalten sie in den Suchmaschinen. Kunden bemerken dabei meist nicht, dass die Anzeige nicht von der Marke selbst, sondern von einem Dritten stammt. Bei einem Klick erfolgt keine Weiterleitung zum Affiliate, sondern direkt zum Advertiser. Das hat zur Folge, dass die ursprünglichen Anzeigen zurückgedrängt werden.

Affiliates generieren damit weitere Provisionen, da beim Klick auf die Anzeige ein Affiliate Cookie gesetzt wird. Für Werbende (Advertiser) ergibt sich der Nachteil steigender Pay-per-Click-Kosten (PPC) für die Anzeige.

Verdeckte Cookie-Platzierung in den Toolbars

Die Installation von Toolbars in den Browsern der Nutzer kann willentlich oder unwillentlich erfolgen. Toolbars können einen vom Nutzer gewünschten Zweck erfüllen. Manchmal dienen sie jedoch auch der unerwünschten, verdeckten Platzierung von Affiliate Cookies, die dort ungerechtfertigt abgelegt werden.

Typosquatting

Typosquatting ist die Technik, Tipp- und Rechtschreibfehler auszunutzen, um User auf eine bestimmte Seite zu locken. Bestimmte Marken oder Unternehmen werden häufig falsch geschrieben. Affiliates machen sich dies zunutze, indem sie Domains mit diesen Tippfehlern registrieren. Nutzer, die sich verschreiben, landen dann auf diesen Webseiten, die sie anschließend zu den eigentlichen Advertiser-Seiten weiterleiten. Auch hierbei setzt der Affiliate einen Cookie, ohne eine eigene Werbeleistung zu erbringen. Affiliates profitieren, wenn die Werbenden solche Domains nicht schützen oder deren Nutzung ausschließen.

Cookie Stuffing

Cookie Stuffing funktioniert ähnlich wie eine Click Farm. Auch als Cookie Dropping bekannt, setzt diese Technik darauf, künstliche Klicks zu generieren. Ohne aktives Klicken der Nutzer können somit Affiliate-Cookies gesetzt werden. Dies geschieht ohne Zutun oder Mitwissen der Besucher. Auch hierbei bekommen Affiliates eine Provision gutgeschrieben, ohne dass eine Werbeleistung erfolgt.

In-App Fraud und Post-Attribution-Fraud

Eine fortgeschrittene Variante des Affiliate-Frauds ist der so genannte Post-Attribution Fraud. Dies ist eine Form des Betrugs im Zusammenhang mit App-Installationen. Es handelt sich um solche Installationen, die sich nicht in Echtzeit blockieren lassen.

Deceptive Affiliate Marketing

Deceptive Affiliate Marketing macht sich die Technik der Täuschung oder Irreführung (Deception) zunutze. Dies kann verschiedene Formen annehmen. Weit verbreitet ist der Deceptive Spam. Dieser wird beispielsweise in Form von E-Mails verschickt, die irreführende Inhalte oder Links beinhalten. Die E-Mails sehen dem Anschein nach aus wie reguläre Marketing-E-Mails. Sie setzen auf Anschriften, Begriffe und grafische Codes, wie sie aus dem E-Commerce bekannt sind.

Im Deceptive Affiliate Marketing sind im Allgemeinen keine Anhänge oder betrügerische Links in den Werbe-Mails vorhanden. Das Ziel besteht einzig darin, mehr Traffic auf eine Partner-Seite zu generieren.

Affiliate Netzwerke gegen Fraud: was wir tun

Für Affiliate-Netzwerke ist die Erkennung, Identifikation und Vermeidung von Fraud-Maßnahmen ein wesentliches Anliegen. Affiliate Netzwerke investieren viel in Verfahren, um Betrugsmethoden sicher aufzudecken. Zum einen kommen zu diesem Zweck durchdachte Softwarelösungen zum Einsatz. Außerdem werden Affiliate-Accounts in regelmäßigen Abständen kontrolliert. Ebenso sind Schulungen möglich, um Affiliate-Marketer, Account-Manager und andere betroffene Personengruppen für das Thema zu sensibilisieren.

Durch Kooperation mit vertrauensvollen Partnern (APIs) bieten wir weiteren Schutz gegen Fraud. Mit der Zusammenarbeit mit Anbietern wie SEON, Unbotify und Adpolice tragen wir dazu bei, Fraud abzufangen.

Wie sich Advertiser selbst gegen Fraud schützen

Advertiser haben die Möglichkeit, sich mittels Softwarelösungen beziehungsweise Affiliate-Tools gegen Fraud zu sichern. Bestimmte Tools ermöglichen es, Werbeanzeigen zu melden (reporten), die ohne Zustimmung die eigene Marke als Keyword nutzen. Somit lassen sich beispielsweise Tracking-Links aufspüren und fragliche Aktivitäten identifizieren. Im Idealfall werden auf diese Weise Auszahlungen gestoppt.

Neben der reinen Nutzung der Tools ist es für Werbetreibende wichtig, auch selbst aufmerksam zu bleiben. Mitarbeiterschulungen zur Sensibilisierung für das Thema sind hilfreich. Es sollte ein Bewusstsein dafür geschaffen werden, beim täglichen Umgang mit den Partnerprogrammen stets die (Sales-)daten ordentlich abzugleichen. Abweichungen lassen sich somit früher erkennen und entsprechende Manipulationen vermeiden.

Als Affiliate Service Provider (ASP) kümmern wir uns nicht nur um die Abwicklung von Affiliate-Partnerprogrammen, sondern bieten auch größtmöglichen Schutz vor gängigen Fraud-Versuchen. Zögern Sie nicht, uns noch heute zu kontaktieren und erfahren Sie, welche Affiliate-Leistungen wir Ihnen bieten können.